Das Imageproblem von Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln – zwischen Liebeserklärung und Notwendigkeit

Fides im Rollstuhl | Foto: Kay Herschelmann

Letzten Monat hatte ich ein großartiges Fotoshooting mit dem DSW Journal, dem Journal des Deutschen Studierendenwerks, zu einer geplanten Reihe über studentisches Wohnen. Dabei sind ein paar coole Fotos entstanden, die meine Behinderung und meinen Rollstuhl zeigen, wie sie sind.

Mir fiel dabei auf, dass ich bisher noch nie einen Post gemacht habe, der explizit nur meinen Rollstuhl oder meine Behinderung thematisiert. Muss ich auch gar nicht. Aber in dem ausgewählten Foto sehe ich einen perfekten Anlass, um eine kurze „Liebeserklärung“ an meinen Rolli zu verfassen und in meinem Feed zu teilen.

Auf den ersten Blick stellt ein Rollstuhl eine „schwerwiegende“ Einschränkung und ein damit einhergehend schlechteres Leben aus der Perspektive vieler Nicht-Betroffener dar. Das ist vor allem ableistisch. Darum soll es hier allerdings nicht gehen. Was viele Nicht-Betroffene kaum sehen und verstehen, ist nicht nur wie immens wichtig, sondern auch toll ein Rollstuhl oder jedes andere Hilfsmittel für einen Menschen mit körperlicher Einschränkung ist.

Ohne meinen Rollstuhl könnte ich meinen Alltag nicht im Ansatz so gut und effektiv gestalten. Er ermöglicht mir einen größeren Bewegungsradius, als es meine Beine – trotz vorhandener, wenn auch eingeschränkter Gehfähigkeit – können. Denn laufen kostet, trotz aller Fortschritte durch viel hartes Training, einfach wesentlich mehr Energie als es Menschen ohne starke und neurologische Geheinschränkung kosten würde. Zudem lassen sich eigentlich fast alle Dinge super im Rollstuhl bewältigen, die für mich an zwei Krücken während des Gehens gar nicht oder nur schwer funktionieren würden.

Auch wenn mein langfristiges Ziel weiterhin darin besteht, mehr Strecken gehend zu bewältigen und dies durch Training immer weiter auszubauen, so bin ich trotz alldem dankbar für meinen Aktivrollstuhl. Ohne ihn würde mein Alltag nicht so funktionieren, wie ich es brauche und möchte. Dies wird vermutlich in gewissen Teilen trotz weiterem Training so bleiben und mir mein Leben und meine Mobilität weiterhin ermöglichen.

Schaut also als Nicht-Betroffene nicht so negativ auf einen Rollstuhl oder andere Hilfsmittel 👩‍🦽

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Deine Gedanken und Gefühle zählen!

Ein Buch mit Stift und einer Sprechblase in der Steht "wir suchen dich!"Aufruf zur Teilnahme: Deine Gedanken und Gefühle zählen! – Mitwirkung am Booklet zum Thema Behinderung und Neurodiversität

Gemeinsam mit @campusneurodiversrub möchten wir ein Booklet zum Thema Behinderung und Neurodiversität gestalten – und wir laden dich ein, deine Perspektive beizusteuern. Wir suchen nicht nur nach literarischen Werken wie Gedichten oder Kurzgeschichten, sondern auch nach bewährten Tipps und Coping-Mechanismen, die anderen in schwierigen Momenten als Stütze dienen können.

Deine Worte sollen nicht nur Betroffenen helfen, sondern auch Nicht-Betroffenen einen kleinen Einblick in die Lebensrealität mit einer Behinderung bieten. Die Veröffentlichung kann unter deinem Namen oder anonym erfolgen – ganz nach deinem Wunsch.

Wir sind uns bewusst, dass das Leben mit einer Behinderung nicht immer einfach ist. Daher ist dieses Booklet auch ein Raum für deine authentische Selbstäußerung – es muss nicht nur “schöne” Texte beinhalten. Hier kannst du ein Ventil für Negativität finden, für das, was dich bedrückt oder was du einfach loswerden möchtest. Alles, was dich bewegt und dir wichtig ist, ist willkommen.

Da dieses Booklet von betroffenen Studenten für betroffene Studenten sein soll, sind wir dankbar für jeden Beitrag, der eingereicht wird. Ob du bewährte Strategien für herausfordernde Tage oder Phasen teilen möchtest oder literarische Texte, die an schweren Tagen Trost spenden – wir heißen alle Beiträge herzlich willkommen.

Sende uns deine Beiträge einfach per Direktnachricht auf Instagram an @behindert_an_der_rub oder @campusneurodiversrub oder per E-Mail an ar-mbsb@rub.de bzw. campus-neurodivers@rub.de. Jeder Beitrag ist wertvoll, und wir freuen uns darauf, deine Stimme in diesem Booklet zu verewigen.

Vielen Dank im Voraus für deine Mitwirkung!

Projektvorstellung: Kunst im urbanen Raum – Barrierefreiheit

Kunst im urbanen Raum: Das Bild zeigt das erstellte Stuhlähnliche Kunstobjekt vor einem Aufzug mit einer Absperrung und einem Schild, dass der Aufzug defekt sei.Im Rahmen eines Kurses vom musischen Zentrum mit dem Titel “Kunst im urbanen Raum” machte es sich Franciska Naima Steffen (@franciskanaima), eine Studentin der RUB, zur Aufgabe sich genauer mit der Barrierefreiheit der Ruhr-Universität auseinanderzusetzen und auf mögliche Problemstellen Aufmerksam zu machen und dies in ihrer praktischen Abschlussprüfungsleistung für diesen Kurs darzustellen. Als Input für ihre Arbeit dienten Gespräche mit mir, einer körperlich schwerbehinderten Referentin des AR-MBSB. Es war ihr zudem wichtig die geäußerten Emotionen zu den baulichen Problemen in Bezug auf die zum Teil mangelnde Barrierefreiheit in ihre Arbeit mit einfließen zu lassen. Das künstlerische Endprojekt wurde bewusst an provokative, etwas störende Stellen auf dem Campus platziert, damit die Aufmerksamkeit von vorbeigehenden Person eher darauf gelenkt wird. Die “bekannten” Wackelplatten der RUB, vor allem vor der Unibibliothek stellen für körperlich schwerbehinderte Menschen ein Risiko für Sturzgefahren dar. Daher war dies einer der gewählten Orte zur Präsentation des fertigen Endproduktes. Außerdem diente die Stelle vor dem defekten Fahrstuhl im Studierendenhaus ebenso zur Präsentation, auf den wir als Referat in dem im November veröffentlichten Brandbrief an die Universität aufmerksam machten. Durch den Defekt diesen gelangen körperlich schwerbehinderte Studenten seit letztem Sommer nicht mehr in die zweite Etage des Gebäudes, und nur durch einen umständlichen Umweg in die 1. Etage. Dies bedeutet, dass unter anderem, dass kein barrierefreier Zugang zum Zentrum für Fremdsprachenausbildung (ZFA) gegeben ist, welches sich in der 2. Etage befindet. Aus diesem Grund wurde auch dieser Ort gewählt. Der digitale Flyer zu dem Projekt findet sich hier auf unserer Webseite. Mehr Bilder zu dem Projekt befinden sich auf unserem Instagram.